Sprachsensibler Fachunterricht durch die Methode Scaffolding
Das wortreich-Team um Frau Prof. Noack lud am 30. Juni 2020 zum ersten Online-Workshop im Rahmen des wortreich-Projekts ein. Die Leitfrage der Veranstaltung lautete: "Bildungssprache und fachliches Lernen - Wie gelingt ein sprachsensibler Unterricht?" Über 30 Teilnehmende folgten der Einladung am Dienstagabend.
Zunächst führte Frau Noack in die Anforderungen der Bildungssprache ein. Anhand der Beschreibungen von BICS und CALP, welche auf den kanadischen Wissenschaftler Jim Cummins zurückgehen, brachte sie den Lehrkräften die Unterschiede zwischen Alltags- und Bildungssprache näher (s. Abb.). Bezogen auf den Unterricht müssen die Besonderheiten der jeweiligen (Fach-)Bildungssprache in allen Fächern erkannt und beachtet werden. Lehrkräfte müssen für die sprachlichen Hürden ihres Faches sensibilisiert und in die Lage versetzt werden, didaktisch sinnvolle Brücken für alle Schülerinnen und Schüler zu bauen. Sprachliche Herausforderungen werden dadurch abgebaut, damit alle Schülerinnen und Schüler den fachlichen Inhalten folgen können.
Eine Methode, um (Fach-)Unterricht sprachsensibel zu gestalten, ist das sogenannte Scaffolding nach Pauline Gibbons. Die wortreich-Mitarbeiterin Anna Kurtz stellte diese aus der pädagogisch-psychologischen Lernforschung kommende Methode anhand praktischer Beispiele vor. Den Lernenden wird beim Scaffolding (von engl. scaffold „Gerüst“) eine Art sprachliches Gerüst angeboten. Die sprachlichen Hilfestellungen unterstützen die Schülerinnen und Schüler dabei, fachliche Inhalte erarbeiten und versprachlichen zu können. Mit fortschreitendem Lernerfolg werden die Hilfestellungen nach und nach wieder abgebaut (s. Abb.).
Sprachsensibler Unterricht ist für alle Schulfächer relevant. Die inhaltlichen Anforderungen der einzelnen Fächer steigen von Schuljahr zu Schuljahr an. Daher wird das wortreich-Team im kommenden Schuljahr weitere (Online-)Workshops rund um das Thema sprachsensibler Fachunterricht anbieten. Dabei wird es auch um die Vertiefung der hier skizzierten Methode anhand von vielfältigen Praxisbezügen gehen. Gemeinsam werden wir so sprachliche Hürden ab- und sprachliche Kompetenzen aufbauen, nach dem Motto: Sprache ist nicht alles, aber ohne Sprache ist alles nichts!